Was macht eine:n echte:n Künstler:in aus?

Diese Frage begleitet viele von uns – nicht nur als künstlerisches, sondern auch als persönliches Thema. Geht es um Talent? Eine akademische Ausbildung? Oder ist es viel mehr der innere Drang, etwas zu erschaffen, unabhängig von äußeren Anerkennungen oder Zertifikaten?

Ich habe mich intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt – als Künstlerin, als Frau und als jemand, der sich seit Jahren mit dem Leben und Denken von Joseph Beuys beschäftigt. Beuys sagte einst:

„Jeder Mensch ist ein Künstler.“

Ein Satz, der provoziert – und befreit. Doch was bedeutet das wirklich?

 

Zwischen Kunststudium und Autodidakt: Was zählt wirklich?

Der klassische Weg über die Kunsthochschule ist eine Möglichkeit – aber längst nicht die einzige. Viele bedeutende Künstler:innen haben nie eine formale Ausbildung genossen. Banksy agiert anonym und außerhalb des Galerie-Systems, David Hockney hat sich als unabhängiger Freigeist etabliert, und auch Van Gogh oder Gauguin gingen unkonventionelle Wege – mit oft schmerzhaften Konsequenzen.

Heute eröffnen Plattformen wie Instagram, unabhängige Kunstvereine oder Produzentengalerien neue Möglichkeiten. Künstler:innen können sichtbar werden, ohne sich den traditionellen Strukturen unterzuordnen. Und doch: Die Frage nach Anerkennung, Selbstverständnis und künstlerischer Identität bleibt.

 

Kunst ist Identität – keine Berufsbezeichnung

Was mich am tiefsten bewegt, ist nicht die Technik oder die Karriere, sondern die Frage:

Wer bin ich als Künstlerin? Was treibt mich an?

Diese Identität ist nichts, was man studieren kann. Sie wächst aus der Biografie, aus Kindheitserfahrungen, aus inneren Bewegungen. Ich habe einmal ein Experiment gemacht: Drei Monate lang keine Kunst – kein Pinsel, keine Gestaltung. Das Ergebnis? Unerträglich.
Kunst ist für mich kein Beruf, sondern ein existenzieller Ausdruck. Ein Bedürfnis.

Joseph Beuys hat das mit seiner Idee der „sozialen Plastik“ auf den Punkt gebracht: Jede Handlung kann ein künstlerischer Akt sein. Kunst entsteht nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in der bewussten Auseinandersetzung mit der Welt, mit unserem Umfeld – und mit uns selbst.

 

Der weibliche Blick: Sichtbar werden in einem alten System

Doch gerade für Frauen ist die Frage „Was macht mich als Künstlerin aus?“ oft doppelt aufgeladen. Die Kunstgeschichte ist geprägt von Männern. Artemisia Gentileschi, Hilma af Klint, Käthe Kollwitz – alles herausragende Künstlerinnen, die oft nur am Rand der Erzählung auftauchen.

Lange Zeit waren Frauen in der Kunst unsichtbar. Sie wurden zur Muse, zur Geliebten – selten zur Autorin ihrer eigenen Werke. Und auch heute noch kämpfen viele Künstlerinnen um Gleichberechtigung: auf dem Kunstmarkt, in Ausstellungen, in Sammlungen. Rollenbilder, familiäre Verpflichtungen und strukturelle Hürden wirken nach.

Doch es gibt Hoffnung. Die heutige Zeit eröffnet neue Chancen: Digitale Plattformen, kollektive Ausstellungen, feministische Netzwerke. Immer mehr Frauen ergreifen selbst die Initiative, setzen Themen wie Identität, Körper, Macht oder Queerness in den Fokus – und fordern ihren Raum.

 

Selbstermächtigung statt Vergleich

Es reicht nicht, Kunst zu machen. Sie muss auch gesehen werden. Und das beginnt mit uns selbst. Mit dem Mut, die eigene Stimme ernst zu nehmen – unabhängig von Studium, Galerie oder Anerkennung.

Ich habe gelernt: Es ist nicht entscheidend, ob ich in einem renommierten Raum ausstelle. Entscheidend ist, ob meine Arbeit Menschen berührt – im Atelier, online, im Gespräch. Sichtbarkeit ist ein Akt der Selbstermächtigung. Und eine Einladung an andere, es auch zu wagen.

Gerade Frauen brauchen Räume der gegenseitigen Bestärkung. Denn zu viele Geschichten sind verloren gegangen, weil Frauen isoliert gearbeitet oder sich selbst klein gemacht haben. Es ist Zeit, das zu ändern – durch Netzwerke, Kollektive, gegenseitige Unterstützung.

 

Künstler:in sein ist eine Entscheidung

Ein:e Künstler:in zu sein, ist ein Privileg – aber auch eine Verantwortung. Es bedeutet, sich immer wieder neu zu fragen:
Was will ich mitteilen? Was treibt mich an? Welche Spuren will ich hinterlassen?

Egal ob mit oder ohne Abschluss, egal ob sichtbar oder im Entstehen: Ein:e Künstler:in ist jemand, der oder die nicht anders kann, als zu schaffen. Aus innerer Notwendigkeit. Aus Leidenschaft. Aus dem Wunsch, sich mit der Welt auseinanderzusetzen.

 

Dein Weg zählt – Jeder geht seinen Weg

Die Kunstwelt wandelt sich. Aber sie wandelt sich nur, wenn wir sie mitgestalten.
Wenn wir Strukturen hinterfragen. Wenn wir Vielfalt zulassen. Wenn wir unsere Stimme erheben – und anderen zuhören.

Also: Ob du gerade dein Studium beginnst, autodidaktisch arbeitest, Zweifel hast oder Klarheit suchst – du bist Künstler:in, wenn du dich ernst nimmst. Lass dir dein Selbstbewusstsein nicht nehmen. Du musst nichts beweisen, nur du selbst sein.

Deine Esther

www.bestelaune.de

Denn echte Kunst beginnt da, wo du deiner eigenen Wahrheit folgst.

Wohnst du in der Uckermark, Brandenburg oder Berlin?

Dann schau doch mal vorbei und/oder mache einen Termin zum „freien“ Malen aus!

Ich freue mich auf dich!